Verbraucher schützen – Agrarwende einleiten

Die Proteste gegen die Massentierhaltung und den massiven Ausbau von Schlachthöfen in Niedersachsen zeigen: Die Debatte über die notwendige Umorientierung von der industriellen zu einer ökologischen, regionalen, sozialen und bäuerlichen Landwirtschaft ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Menschen wollen mitreden, Hintergründe erkennen. Was für Lebensmittel landen auf unseren Tellern? Sind sie gesund? Wie werden sie produziert? Sind artgerechte Tierhaltung und Tierschutz gewährleistet? Wofür werden die Steuermittel des Agraretats ausgegeben? Welche Landwirtschaftspolitik steckt hinter allem?


Der globalisierte Weltagrarmarkt und seine marktbeherrschenden Handelskonzerne verweigern aus Profitinteresse faire Erzeugerpreise. Die kleine und mittlere bäuerliche Landwirtschaft im traditionell agrarischen Niedersachsen und damit auch im Landkreis Nienburg wurde dadurch in eine schwere Verdrängungs- und Existenzkrise gestürzt.


Die in industriellen Großbetrieben erzielte niedersächsische, deutsche und europäische Lebensmittel-Überproduktion überschwemmt inzwischen als Billigexport die Entwicklungsländer. Gleichzeitig ruinieren die kapitalistischen Handelskonzerne mit riesigen Futtermittelimporten die kleinbäuerlichen Strukturen in den ärmeren Ländern.


Dieser bereits Jahrzehnte anhaltende wirtschaftliche Niedergang hat auch unsern Landkreis mit seinen meist dörflichen Lebensstrukturen schwer getroffen. Die meisten Bauern haben ihre Höfe aufgegeben, immer mehr junge Leute verlassen die Dörfer und gehen in die Städte, immer mehr sozialen Institutionen fehlt der Nachwuchs. Kaufkraft geht verloren, Läden müssen schließen, Postamt und oft auch der Landarzt ziehen ab.


DIE LINKE setzt sich für die Stärkung und Wiederherstellung von lebenswerten Strukturen, sowie einer Regionalwirtschaft im Landkreis Nienburg ein. Dazu gehört vor allem eine „Agrarwende jetzt“, bei der die Alternative einer gesunden Ernährung mit fair bezahlten Produkten aus der regionalen bäuerlichen Landwirtschaft wieder zu Zuge kommt.

DIE LINKE fordert daher:

  • Wiedereinführung finanzieller Anreize bei der Umstellung kleiner und mittlerer bäuerlicher Betriebe auf nachhaltige biologische Landwirtschaft;
  • Verbot gentechnisch manipulierten Pflanzenanbaus;
  • soziale Stärkung der bäuerlichen Bevölkerung durch die Einführung von Mindestpreisen für ihre Produkte, damit sie von ihrer Arbeit leben können und
  • nicht unter Konkurrenzdruck immer mehr Antibiotika, Hormone, Pestizide und Düngemittel einsetzen, deren Rückstände unsere Gesundheit gefährden;
  • kommunale Raumordnungs-, Flächennutzungs- und Bauordnungsbestimmungen, die eine regionale und umweltverträgliche Landwirtschaft in kleinen und mittleren Betrieben sowie artgerechte Tierhaltung und Pflanzenanbau begünstigen;
  • Umstellung von Großküchen kommunaler Einrichtungen, von Schulen und Ganztagsschulen, Kindergärten, Krankenhäusern und Pflegeheimen auf gesunde Ernährung aus Betrieben örtlicher und regionaler Direktvermarkter, von Bauernmärkten und Biohöfen;
  • Einrichtung und finanziell angemessene Ausstattung unabhängiger, lokaler Verbraucherberatungs- und Verbraucherschutzstellen;
  • abgesicherte, eigenständig verwendbare Finanzmittel zur Förderung der dörflichen Gemeinschaften und ihrer Einrichtungen im Etat der großkommunalen Haushalte;
  • Diskussionsforen und Bürgerinitiativen für eine nachhaltige und ökologische Landwirtschaft.